Schnell fanden wir den geeigneten Rhythmus – beide waren wir ja nicht ganz unsportlich und obwohl wir die Alpen relativ zügig hinter uns liessen, hatten wir nie das Gefühl uns zu überfordern und wussten, wo unsere Grenzen lagen (bei rund 40 kg Gepäck). Das wilde Campieren war mir relativ neu und so durfte ich von Matthias noch so einiges lernen, wenn’s um geeignete Schlafplätze ging. Er war dann auch derjenige, der mich jeweils beruhigte, wenn wieder mal ein Reh ein bisschen verschnupft war und in der Nacht laut niesen musste. Die Bezeichnung Angsthase lasse ich hier aber nicht gelten, nein, nein, das war ich schon nicht. Ab Slowenien wurde die Strecke dann um einiges interessanter, kannten wir doch die endlosen Ebenen in Kroatien und Serbien noch überhaupt nicht und waren beeindruckt von der ländlichen Abgeschiedenheit einiger Regionen. Bis wir die Donau erreichten, durchquerten wir Gebiete, wo sich normalerweise keine Touristen verirren. Was aber definitiv nicht an der Schönheit der Landschaft liegen kann und schon gar nicht an der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der lokalen Bevölkerung. Somit wurden wir auch immer in der jeweiligen Landessprache angesprochen. Zu Beginn war das noch ganz lustig, irgendwann wurde es aber sehr anstrengend und wir antworteten einfach auf Schweizerdeutsch, was meist zu total unterhaltsamen Gesprächen führte und spätestens mit Slivovic endete.

 

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Beeindruckt hat mich auch die Grenzregion zwischen Kroatien und Serbien, rund um Osijek, wo während dem Balkankrieg heftig gekämpft wurde. Nach wie vor sind nicht alle Spuren verblasst und wenn man bedenkt, dass wir bis dahin erst rund 1000 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt haben, fragt man sich, wie in der Schweiz die Geschehnisse vor 25 Jahren so distanziert betrachtet werden konnten. Kurz vor Serbien erreichten wir dann die Donau. Die Ruhe und Erhabenheit dieses Stroms beeindruckten uns sehr. Wir folgten der Donau bis Belgrad, wo wir eine Pause einlegten und ich mich entschied, noch bis Sofia mit zu fahren. Ab Belgrad durften wir die wunderschöne Route durch das Eiserne Tor erleben, wo die Donau die Karpaten durchbricht. Dieser Abschnitt war von der Landschaft und Natur her für mich der schönste. Mit der Überfahrt über die serbisch-bulgarische Grenze, mussten wir uns dann von der Donau verabschieden und wir machten uns daran, das Balkan Gebirge über den für mich letzten Pass der Reise zu bewältigen. Sofia lag uns dann ab der Passhöhe her zu Füssen und wir durfte zum Abschluss noch eine wunderbare Abfahrt erleben.

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Auf jeden Fall waren es drei erlebnisreiche, wunderbare Wochen. Wir haben viel gesehen, gehört, gegessen, getrunken und last but not least geradelt. Ich würde sofort wieder mit Matthias touren gehen (so viel ich weiss, er mit mir auch:-)).