Nach der Schule ziehe ich mich meistens auf meinen Balkon zurück, um etwas auszuspannen und Energie für den Abend im Kinderheim zu tanken. Doch heute stieg ich nicht vor meinem Gartentor von meinem Velo ab, sondern ich fuhr/spazierte/schlarpte weiter mit den Schulkindern. Ab ins Dorf!

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Unterwegs wurden mir einige Wörter Tamil beigebracht, die ich leider schon wieder vergessen habe. Sie zeigten mir ihren Fischteich und stellten mich stolz allen Motorradfahren vor. Immer mehr Kinder stiessen zu uns und so kam ich mit einer Gruppe von zwanzig Kindern in ihrem Dorf an.

Der Lärmpegel um mich herum stieg stetig an und erreichte bald Klublautstärke. Aus hunderten von Kindermäulern ertönte: „Matthias Anna!” „This is my house!” „This is my mother!” „One picture!” „See baby!” „Temple, God!” „See goat!”

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Ich wandelte geführt von der Kinderschar durchs Dorf, verschenkte überall ein Lächeln und machte Fotos von den Kindern vor ihrem Zuhause, von den Ziegen und den Babys. Fast jede Familie bot mir Wasser an, welches ich jedoch höflich ablehnte. So indisch ist mein Magen noch nicht ????! Das Dorf ist ein bunter Haufen aus einfachen Flachdachhäusern. An vielen Orten werden neue Behausungen errichtet. Doch an noch mehr Orten sitzen Männer beisammen und tun nichts. Manche von ihnen waren schon so phlegmatisch, dass sie nicht einmal mehr die Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, als ich und meine Gang vorbei prozessierten.

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Nach anderthalb Stunden hatte ich meinen Dorfrundgang beendet. Müde und mit dröhnenden Ohren stieg ich wieder auf mein Fahrrad und radelte nach Hause. Zu meinem Glück war auch Patricia schon hungrig und wir kochten Nüdeli mit Tomatensause. Um 20:00 Uhr kuschelte ich mich in meinen Schlafsack und nach einigen Seiten lesen, driftete ich ab in die Welt der Träume.