Cycling 7000km for 35'000 Patients

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Meine neue Nachbarschaft

Seit 3.5 Wochen wohne ich nun im Bürogebäude der Regenboog India Foundation. Dieses liegt 8km ausserhalb von Tiruvannamalai auf der andern Seite des Arunachalas, einem inaktiven Vulkan. Die Schule und das Kinderdorf befinden sich beide hier im Dorf Veidiyappanur. Die kurzen Strecken (1.5km zur Schule und 2km zum Kinderheim) lege ich mit dem Fahrrad zurück. Ich vermisse das Langstreckenradeln auf alle Fälle. Die meisten Dorfbewohner sind Bauern. Gestern haben sie als Team drei neue Reisfelder angepflanzt. Diese werden nun vom Wintermonsun kräftig bewässert. (Es regnet nun schon seit mehr als 36h und das Ende wird nicht vor 48h Dauerregen erwartet.)Von unserem Nachbarn erhalte ich jeden Morgen einen Liter frische Milch für mein Schweizer Müesli Frühstück.

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Die nächste grössere Einkaufsmöglichkeit liegt jedoch in der Stadt. Um dorthin zu gelangen besteige ich meine Honda Crux, drehe den Zündschlüssel, starte den Motor, lasse die Kupplung einrasten und düse los. Eine kurvenreiche Nebenstrasse bringt mich zur Hauptverkehrsachse zwischen Tiru und Bangalore. Dann überhole ich meistens einige Lastwagen und Rikschas bevor ich auf den Parkplatz des Ramana Markets einbiege. Dieser Westliche Laden ist kleiner als der Volg in Hettlingen. Den Namen hat der Laden vom Ramana Ashram, welches auf der anderen Strassenseite die westlichen Touristen anzieht. Ein Ashram ist die Wirkungsstätte eines Yogis und das Ramana Ashram das Grösste von mindestens zwanzig Ashrams in der Stadt. Diese Touristen sind mir sehr suspekt und werfen ein komisches Bild auf unsere westliche Kultur. Dennoch bin ich dankbar, dass ich dank ihnen manchmal etwas frisches Brot kaufen kann. Die Stadt selber hat nicht viel zu bieten ausser Indischer Hektik, ohrenbetäubendem Lärm und Chaos auf den Strassen. Doch halt, das entspricht nicht der ganzen Wahrheit, denn Mitten in der Stadt steht man plötzlich vor einer hohen Mauer bzw. vor einem noch viel höheren Turm. Auf einer Fläche von 100’000 m^2 befindet sich die Tempelanlage. Schon im 2 Jahrhundert wurden hier die Götter angebetet. Die ältesten schriftlichen Spuren verraten, dass bereits im 7 Jahrhundert mit der Errichtung eines Tempels begonnen wurde. Seine jetzigen Ausmasse und Struktur wurden im 14. Jahrhundert fertiggestellt.

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Thomas und ich hatten die Ehre diese gigantische Anlage mit einem ehemaligen Tempeldiener als Guide zu besuchen. Mit seiner Hilfe gelangten wir innerhalb von wenigen Minuten in den innersten Tempel, einen Feuertempel. Dort drin war es heiss wie in einer Sauna. Um die innerste Kammer herum standen die heiligen Figuren in abgeschlossenen Nischen. Einige dieser Relikte datieren zurück bis ins 10 Jahrhundert und sehen das Tageslicht nur für 5 min pro Jahr während dem Deepawali Festival. Über dem Eingang zur „Wandelhalle“ der Figuren hängen zwei grosse Glocken gesponsert vom Russischen Zar und der Belgischen Königin. In einem anderen Tempel steht ein dressierter Elefant bereit, der gegen Bargeld den Rüssel zu einer Faust formt und dem Spender einen sanften Boxschlag gegen den Kopf gibt.

Infoupdate: Unterdessen ist Thomas wieder zurück in der Schweiz und seit einer Woche wieder im Stollen der Uni untergetaucht. Ich werde noch bis am 12 Februar hier in Indien tätig sein und euch immer wieder mit Neuigkeiten versorgen.

Und wieder ein Festival

Als wir der Küste Maharastras entlang radelten, wurden hunderte von Ganesha Statuen im Meer versenkt. Bei unserer Ankunft in Tiruvannamalai begann auch schon das nächste Festival. Während dem 9-Tägigen Dasara/Dussera/Navaratri Festival wird im ganzen Land der Sieg des Guten gegen das Böse gefeiert. Im heutigen übertragenen Sinne feiert man seine Arbeitswerkzeuge mit denen man Gutes tut. Dafür werden diese gereinigt und zusammen mit Früchten und Reispuffs zu einem Altar drapiert. Diesen errichtet man im sauber geputzten Haus, denn auch hier wird alles Böse entfernt/besiegt. Während des ganzen Festivals stehen in vielen Häusern treppenartige Podien auf welchen hunderte Figuren die Geschichten vom Kampf zwischen Gut und Böse erzählen. Auch im Children’s Village steht ein solches Podium. Jeden Abend wurde davor eine kleine Pooja (Zeremonie) gefeiert.

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Wir hatten die Ehre an vier Sarasvathi Poojas (die Reinigungszeremonie) teilzunehmen. Die Erste fand in der Schule statt. Jedes Zimmer wurde zuerst sauber gereinigt und danach festlich dekoriert. Jedes Fenster wurde mit dem Zeichen Shivas, drei weisse Striche und ein roter Punkt in der Mitte, gesegnet und vor jeder Türe wurde mit Kreide ein neues Rangali gezeichnet. Ganz wichtig ist auch das bespritzen von allem mit einem gelben Brei und einem roten Punkt. Diese Symbole werden inflatiös überall angebracht, Steckdose, Türrahmen, Ventilator, Velorahmen, -Pneu, -Licht und unzählige an den Autofenstern. Während der Vorbereitung für die Pooja erzählten die älteren Schüler Geschichten aus der Mythologie. Im Zimmer des Kindergartens wurde der Altar aufgebaut. Vor diesem Altar wurde ein heiliges Feuer entzündet, welches danach in jedes Zimmer getragen wurde, um alle bösen Geister zu vertreiben. Zuletzt wurden die Opfergaben unter allen Angestellten geteilt.

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Die nächste Pooja fand im Children’s Village statt. Die Mädchen standen um 05:00 Uhr auf, um jedes Zimmer sauber zu fegen. Auch alle Fahrräder, die noch von mir repariert werden müssen, wurden geputzt und dekoriert. Dann wurden alle Kinder vor den schön aufgereihten Fahrrändern versammelt, Lieder gesungen und das Zeremonie-Feuer entzündet. Zur Feier des Tages gab es süsses Gebäck für alle. Mit den älteren Mädchen (zwischen 14 und 19 Jahren alt) schwitzten wir durch die Mittagshitze vom Kinderdorf zum Bürogebäude. Hier sind auch unsere zwei Zimmer und auch hier muss geputzt werden. Voller Motivation und Tatendrang gingen die Mädels in meinem Zimmer ans Werk. Die Kleider wurden nach indischem System sortiert, die Schreiber, Festplatten und Kabel auf dem Pult schön drapiert und die Kuscheltiere ausgeschüttelt und arrangiert. Doch dann war warten angesagt, denn es mussten auch noch alle Motorräder und Autos geputzt werden und dabei konnten bzw. durften die Kinder nicht helfen. Es wurde schon dunkel als die Pooja begann. Zuerst wurde das Zeremonie-Feuer begleitet von Sprechgesängen entzündet und jedes Zimmer ausgeräuchert. Auch um jedes Fahrzeug wurde eine Runde gedreht. Dieselbe Prozedere durchlief man noch einmal mit einer Wassermelone, in der ein Zündwürfel steckte. Diese Melone wurde zum Abschluss der Zeremonie vor dem Eingangstor auf den Boden geschmettert, um all das Böse zu vertreiben. Die letzte und kleinste Sarasvathi Pooja fand wieder im Kinderdorf statt (erst am nächsten Tag). Dort wird zurzeit ein viertes Wohnhaus errichtet und die Bauarbeiter segneten ihr Werkzeug mit einer schönen kleinen Zeremonie. Wir Weisse waren als Spezialgäste geladen, was für eine Ehre.

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Das nächste grosse Festival findet im November statt. Für den Höhepunkt des Deepam Festivals werden in Tiruvannamalai über 3 Mio. Besucher erwartet. Die Stadt selber wird von je nach Quelle maximal 300’000 Einwohnern Heimat genannt. Zum Vergleich: die Streetparade in Zürich (auch 300‘000 Einwohner) feierte 2015 einen Besucherrekord von 1 Mio. Ravern.

The Hindu am 16.10.2015

Matthias Calvin Trub, a youth from Hettingen, accompanied by his father Thomas Trub, reached Tiruvannamalai on Wednesday by cycle. He is not yet another foreigner visiting Tiruvannamalai just for the purpose of tourism or for finding spiritual solace.

He took up the cycle expedition that started from a place called Winterthur in Switzerland and culminated at Vediyappanur, a village near Tiruvannamalai, for the cause of raising funds for a mobile clinic that serves remote villages.

Vediyappanur based Regenboog India Foundation (RIF) runs the mobile clinic free of cost for the people of several villages in Tiruvannamalai, Chengam and Polur taluks.

Matthias, a fresh mechanical engineering graduate from Swiss Federal Institute of Technology, told The Hindu that he started his expedition on June 20 and cycled through Italy, Austria, Slovenia, Croatia, Serbia, Bulgaria, Greece, Turkey and Iran. From Iran he flew to Mumbai skipping Pakistan for safety reasons.

From Mumbai he resumed cycling and he reached Vediyappanur, his destination on Wednesday.

“I covered 7,000 kilometers by cycle,” a visibly happy Matthias added without any trace of exhaustion. He said that he wanted to explore different countries, terrains and cultures and he was happy about the experiences he had en route.

When asked about this trip, Madhan, Managing Trustee of RIF, told The Hindu that the mobile clinic project launched in 2010 serves about 100 villages in three taluks of Tiruvannamalai. A doctor, lab technician and two nurses work for the project. The mobile clinic runs on a specially made bus that consist of medicines, a fridge to store them, oxygen cylinder, x-ray viewer, water tank etc. The mobile clinic tries to fill the gaps in the public health system by serving the people of villages who have to travel to another village for a government Primary Health Centre (PHC).

“For example people of certain villages we serve in Jawadu Hills have to travel even 20 kilometres on hilly terrain to reach a PHC. We serve them at their doorstep. However our donors Medische Kampen India discontinued their assistance to our mobile clinic and we face huge difficulties in continuing the programme. Meanwhile, Matthias who was in Tiruvannamalai in January 2014 met me, visited our place and we became friends. On hearing the difficulty that our mobile clinic face he decided to take up the expedition for the cause of raising funds for the clinic that serves about 35,000 patients every year,” he said.

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