Seit Trabzon fahren Matthias und ich zusammen. Bereits haben wir mehr als 600 km zusammen pedalt und sind in Dogubayazit, der letzten türkischen Stadt vor der iranischen Grenze angelangt. Unsere Route hat uns über einige Pässe von Hochebene zu Hochebene geführt. Karge Landstriche wechselten sich mit fruchtbaren Ebenen ab. Vor allem im Morgen- und Abendlicht leuchten die kürzlich abgeernteten Kornfelder golden. Die Farben der Berge wechseln von grau-braun-rot bis grün. Die wenigen Bäume, meist bei einer Ortschaft spenden willkommenen Schatten. In der Nacht glitzern tausende Sterne und die Milchstrasse über uns.
Je weiter wir in den Osten der Türkei kommen, je augenscheinlicher werden die Spannungen zwischen den türkischen und kurdischen Volksgruppen. Mehrmals täglich treffen wir auf einen stark gesicherten Polizeiposten. Bewaffnete, gepanzerte Fahrzeuge kreuzen unsere Wege. Wir selbst werden von Türken, Kurden und Soldaten freundlich empfangen. Unser Vorhaben, eine solch lange Reise mit dem Fahrrad zu unternehmen, stösst aber meist auf Kopfschütteln. Doch wird uns auch gerne geholfen: frisches Wasser, Cay oder ein guter Schlafplatz auf der Wiese hinter dem eigenen Bauernhof. Wegen der Sprachbarriere verstehen wir die guten Ratschläge unserer Gegenüber nicht immer. Von den einen werden wir vor der PKK gewarnt, die anderen begrüssen uns in Kurdistan. Wir bleiben neutral und reisen nicht nur wegen des Strassenverkehrs nur tagsüber.