Cycling 7000km for 35'000 Patients

Page 3 of 4

Ab in die Fluten

Ich habe euch bereits von den starken Regenfällen berichtet. Anfang Dezember rief Madhan über Facebook seine Freunde dazu auf, Nahrungsmittel und Kleider zu sammeln und für die Flutopfer zu spenden. In einer Weddinghall stapelten sich die Spenden innerhalb von wenigen Stunden zu hohen Türmen auf. Wir waren alle überrascht von der Grosszügigkeit der Bevölkerung von Tiruvannamalai. Kistenweise Kekse und Brote, sowie tausende Wasserflaschen und viele Säck voll trockner Kleidungstücke verluden wir am Mittag des 3ten Dezembers in unsere Fahrzeuge. Die Arztpraxis in der Mobile Clinic glich einem Lagerraum. Ein Konvoi bestehend aus einem Jeep, einem Van und der Medical Clinic machte sich gegen 14:00 Uhr auf den Weg an die Küste, ins überflutete Krisengebiet.

IMG_4417

Continue reading

Antworten auf die Fragen von Frau Bader

Frau Bader,  die Mitarbeiterin der Kommunikationsabteilung der ETH Alumni, ist dank dem Landboten auf mein Abenteuer gestossen. Sie hat mir einige Fragen gestellt und ich habe diese ausführlich beantwortet. Vieles habt ihr schon erfahren, denn noch fassen die Antworten mein bisheriges Abenteuer schön zusammen.

  1. Du hast es bis nach Indien geschafft und das mit dem Velo. Welches Erlebnis bleibt dir in ganz besonderer Erinnerung?

Auf meiner Reise habe ich wahnsinnig viel erlebt. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir aber mein Wochenende im überschaubaren Lahna in der Türkei. Ich suchte einen Platz für mich und mein Zelt, als ich einige Jugendliche im Schatten eines Baumes entdeckte. Ich radelte zu ihnen und wurde freundlich begrüsst und zu einem Bier eingeladen. Mit Hand und Fuss und etwas Englisch versuchte ich ihnen zu erklären, dass ich gerne hier mein Nachtlager aufschlagen möchte. Sie sagten mir, dies sei zwar möglich, doch sicher nicht gemütlich. Stattdessen solle ich mit ihnen mit kommen und im Dorf übernachten. Auf dem Weg nach Hause stärkten wir uns in der Dorfbeiz mit Köfte. Ich durfte natürlich nicht bezahlen. Den Abend verbrachte ich im Jugendraum. Wir hörten gemeinsam Musik, tranken Bier und erzählten aus unserem Leben. Auch die nächsten Tage verbrachte ich mit der Dorfjugend, denn es stand eine Hochzeit an. Das Fest war fantastisch und ich konnte den ganzen Abend nicht aufhören über beide Backen zu stahlen. Die neuen Freundschaften pflege ich dank Whatsapp immer noch. Ich freue mich bereits auf die Hochzeit meines Gastgebers.

Continue reading

Einige Gedanken

Eigentlich verfasse ich gerade einen Blogeintrag zum Thema: „an average day in my indian life“. Doch die Worte muss ich mir mit viel Anstrengung zur Nase heraus ziehen. Denn hier überschlagen sich die Ereignisse. Jede Stunde ereilt uns wieder schlimme Kunde aus Chennai. Seit einem Monat hat die Sonne nur vereinzelt durch die dicke Wolkenschicht gedrückt. Meist siegten die Regenwolken über die wärmenden Sonnenstrahlen. Zu Beginn freuten sich alle über das frische und lebenspendende Nass. Doch irgendwann ist es des Guten zu viel. Chennai, eine Stadt mit mehreren Millionen Einwohnern, steht fast komplett unter Wasser und ein Ende des Regens ist noch nicht in Sicht. Viele meiner Freunde haben Verwandte oder Familie in Chennai und besuchen diese normalerweise häufig. Zurzeit sind aber alle Zufahrtsstrassen in die Stadt überschwemmt und blockiert. Dies schränkt nicht nur die Besuche ein, sondern auch den Transport der dringend benötigten Lebensmitteln, Medikamenten und vor allem von frischem sauberem Trinkwasser. Madhan und sein Team organisieren Hilfeleistungen von hier aus. Unter anderem versuchen sie die Behörden zu motivieren mitzuhelfen. Das Team der Mobile Clinic hat die Koffer gepackt und ist bereit um sofort los zu fahren.

Continue reading

Meine neue Nachbarschaft

Seit 3.5 Wochen wohne ich nun im Bürogebäude der Regenboog India Foundation. Dieses liegt 8km ausserhalb von Tiruvannamalai auf der andern Seite des Arunachalas, einem inaktiven Vulkan. Die Schule und das Kinderdorf befinden sich beide hier im Dorf Veidiyappanur. Die kurzen Strecken (1.5km zur Schule und 2km zum Kinderheim) lege ich mit dem Fahrrad zurück. Ich vermisse das Langstreckenradeln auf alle Fälle. Die meisten Dorfbewohner sind Bauern. Gestern haben sie als Team drei neue Reisfelder angepflanzt. Diese werden nun vom Wintermonsun kräftig bewässert. (Es regnet nun schon seit mehr als 36h und das Ende wird nicht vor 48h Dauerregen erwartet.)Von unserem Nachbarn erhalte ich jeden Morgen einen Liter frische Milch für mein Schweizer Müesli Frühstück.

Umgebung_01

Die nächste grössere Einkaufsmöglichkeit liegt jedoch in der Stadt. Um dorthin zu gelangen besteige ich meine Honda Crux, drehe den Zündschlüssel, starte den Motor, lasse die Kupplung einrasten und düse los. Eine kurvenreiche Nebenstrasse bringt mich zur Hauptverkehrsachse zwischen Tiru und Bangalore. Dann überhole ich meistens einige Lastwagen und Rikschas bevor ich auf den Parkplatz des Ramana Markets einbiege. Dieser Westliche Laden ist kleiner als der Volg in Hettlingen. Den Namen hat der Laden vom Ramana Ashram, welches auf der anderen Strassenseite die westlichen Touristen anzieht. Ein Ashram ist die Wirkungsstätte eines Yogis und das Ramana Ashram das Grösste von mindestens zwanzig Ashrams in der Stadt. Diese Touristen sind mir sehr suspekt und werfen ein komisches Bild auf unsere westliche Kultur. Dennoch bin ich dankbar, dass ich dank ihnen manchmal etwas frisches Brot kaufen kann. Die Stadt selber hat nicht viel zu bieten ausser Indischer Hektik, ohrenbetäubendem Lärm und Chaos auf den Strassen. Doch halt, das entspricht nicht der ganzen Wahrheit, denn Mitten in der Stadt steht man plötzlich vor einer hohen Mauer bzw. vor einem noch viel höheren Turm. Auf einer Fläche von 100’000 m^2 befindet sich die Tempelanlage. Schon im 2 Jahrhundert wurden hier die Götter angebetet. Die ältesten schriftlichen Spuren verraten, dass bereits im 7 Jahrhundert mit der Errichtung eines Tempels begonnen wurde. Seine jetzigen Ausmasse und Struktur wurden im 14. Jahrhundert fertiggestellt.

Umgebung_02

Thomas und ich hatten die Ehre diese gigantische Anlage mit einem ehemaligen Tempeldiener als Guide zu besuchen. Mit seiner Hilfe gelangten wir innerhalb von wenigen Minuten in den innersten Tempel, einen Feuertempel. Dort drin war es heiss wie in einer Sauna. Um die innerste Kammer herum standen die heiligen Figuren in abgeschlossenen Nischen. Einige dieser Relikte datieren zurück bis ins 10 Jahrhundert und sehen das Tageslicht nur für 5 min pro Jahr während dem Deepawali Festival. Über dem Eingang zur „Wandelhalle“ der Figuren hängen zwei grosse Glocken gesponsert vom Russischen Zar und der Belgischen Königin. In einem anderen Tempel steht ein dressierter Elefant bereit, der gegen Bargeld den Rüssel zu einer Faust formt und dem Spender einen sanften Boxschlag gegen den Kopf gibt.

Infoupdate: Unterdessen ist Thomas wieder zurück in der Schweiz und seit einer Woche wieder im Stollen der Uni untergetaucht. Ich werde noch bis am 12 Februar hier in Indien tätig sein und euch immer wieder mit Neuigkeiten versorgen.

« Older posts Newer posts »