Seit anderthalb Tagen bin ich nun wieder auf dem Rad und es fühlt sich insgesamt sehr gut an. Nur die ersten bewölkten Kilometer waren schon komisch. Doch nachdem ich mit Schaffhausen mein erster Kantonshauptort abhaken konnte, nahm die Motivation zu und die nächsten Kilometer vergingen wie im Flug. Via Frauenfeld düste ich der Murg entlang nach St. Gallen. Der Zahnradstrecke folgend kämpfe ich mich nach Appenzell hoch. Nun musste ich die Gläser meiner Sonnenbrille gegen transparente austauschen, um nach dem wunderbaren Sonnenuntergang die Abfahrt sicher hinter mich zu bringen. Kurze Zeit verschluckte mich die Dunkelheit, doch dann ging der Vollmond auf und beleuchtete das Rheintal mystisch. Kurz vor 22:00 Uhr schlug ich mein Zelt in der Nähe von Sevelen auf. (167km)

Erstaunlicherweise waren weder Geist noch Beine müde, doch ich zwang mich zur Ruhe, denn um halb fünf Uhr klingelte bereits wieder der Wecker. Zackig verpackte ich all meine sieben Sachen und schwang mich wieder auf mein Rad. Chur wollte ich noch vor dem Morgenessen erreichen. Die wärmenden Sonnenstrahlen erreichten mich leider erst nach Chur und waren sehr willkommen. Die kurzen aber extrem steilen Rampen am Walensee entlang raubten mir etwas die Kraft, doch diese füllte ich mit Energybars und dem erreichen von Glarus wieder auf. Nun stand das bisher grösste Hindernis vor mir, der Pragelpass. Ich brauchte einige Pause, doch nach insgesamt 300km hatte ich die Passhöhe erreicht. Die Abfahrt war derart steil und kurvig, dass ich zwischendurch meine Bremsen abkühlen und meine Hände ausschütteln musste. Beim Bundesbrief Museum in Schwyz gönnte ich mir die nächste Pause. Die Überschreitung zwischen Lauerzersee und Zugersee stellte sich als grosse Challenge heraus. Meine Beine und mein Kopf wechselten sich ab mit Beklagen über die Strapazen, doch die letzten Sonnenstrahlen lockten mich nach Zug und dort in eine Pizzeria.

Heute Abend hoffe ich noch Luzern zu durchqueren und kurz vor Sarnen zu campieren. Hoffentlich bewahrheitet sich die Wettervorhersage für Morgen Samstag nicht, denn dann müsste ich mich auf dem Gotthard durch den Schnee kämpfen.