Nach der Regenzeit, vielen Hindu-Festen und natürlich auch den Weihnachts- und Neujahrsfeiern hat sich nun wieder der Schulalltag eingependelt.
Am Morgen lasse ich mich von der Sonne wecken und hoffe dabei, dass sie sich an den Zeitplan hält und mich erst um 8:00 Uhr aus dem Bett strahlt. Meistens klappt dies sehr gut, da es am Morgen häufig dunstig ist. Nach einer Dusch mit Musik schnappe ich mir meine Milchkanne, setze mich an den Tisch und geniesse die Aussicht auf den Arunachala. Die Milch, welche mir jeden Morgen frisch gebracht wird, giesse ich über mein Swiss Style Müesli. Das Morgenessen runde ich mit Mango-Saft ab. Gegen 9:00 Uhr sind meine Zähne geputzt, meine Haare gekämmt und ich bin bereit für ein neues Abenteuer.
In der Schule angekommen, begrüsse ich alle mit einem grossen Lachen im Gesicht. Es gibt nichts besseres, als den Tag voller Freude zu beginnen. Danach setze ich mich meistens an den Lehrertisch und lese die Zeitung. Als nächstes breche ich zu meinem allmorgendlichen Rundgang auf. Ich besuche jedes Klassenzimmer und werde dabei von allen Kindern herzlichst begrüsst. Findet irgendwo eine Mathelektion statt, setzte ich mich zu den Kindern mit Lernschwierigkeiten. Bei 30 Kindern in einem kleinen Zimmer und vor allem wegen ihren schlechten Unterrichtsmaterialien kommen diese Kinder häufig zu kurz. Diese freuen sich immer besonders über meinen Besuch und sind meistens motiviert mit mir ihre Aufgaben zu lösen. Wenn es das Wetter zulässt, entführe ich diese Kinder nach draussen, um ihre Schwierigkeiten spielerisch zu lösen. Auch wenn es mir häufig nicht gelingt ihnen wirklich etwas beizubringen, sind diese Spezial Lektionen ein voller Erfolg. Denn nach einer Stunde mit mir, kehren die Kinder mit neuem Selbstbewusstsein und voller Freude in den Unterricht zurück.
Am Morgen und am Nachmittag gibt es eine grosse Pause. Während dieser setzen sich alle Lehrerinnen an den grossen Tisch und tauschen sich bei einer Tasse Chai aus. Hach, wie werde ich dies vermissen! Meine Mittagsmahlzeit erhalte ich von den liebenswerten Lehrerinnen. Jede gibt mir eine Handvoll ihrer Speise. Bei 13 Lehrpersonen summiert sich dies zu einem wunderbar duftenden und sehr umfangreichen Berg zusammen. Kein Wunder, dass ich meistens der Letzte am Tisch bin.
Nach Schulschluss, um 16:10 Uhr, ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, um zu lesen, Prüfungen zu korrigieren oder auszuspannen und Musik zu hören. Heute bin ich vom Bürogebäude in ein kleines Haus umgezogen. Diese teile ich mir mit Patricia (USA). Sie wohnt im Erdgeschoss und ich habe ein Zimmer mit Dusche im Obergeschoss. Hoffentlich weckt mich auch hier die Sonne zur rechten Zeit ????.
Noch bevor es dunkel wird, steige ich wieder auf mein Velo und radle ins Kinderheim. Dort unterstütze ich die Mädels bei ihren Hausaufgaben und spiele mit ihnen. Seit Oktober arbeitet eine neue Managerin im Kinderheim. Dieser bringe ich nun Word und Excel bei, sodass sie ihre Arbeit sauber dokumentieren und alle nötigen Unterlagen für die Staatliche Aufsichtsbehörde zusammenstellen kann. Jemanden am Computer zu unterrichten, der noch nie damit zu tun hatte und in einem anderen Schulsystem aufgewachsen ist, ist eine grosse aber spannende Aufgabe. Auch im Kinderheim werde ich nach allen Regeln der Kunst gemästet.
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