Nach einem Keks- und Snacks-Frühstück standen wir mit gepackten Taschen pünktlich bereit um abgeholt zu werden. Doch auch wir waren uns nicht sicher, wie das heute genau funktionieren sollte. Wir wussten nur, dass wir noch bei der Schule vorbei gehen sollten und das wir danach zum Busbahnhof gebracht werden. Doch gehen wir bereits mit dem Gepäck zur Schule? Nehmen wir den Scooter und holen danach unser Gepäck? Irgendwie war alles typisch Indisch unklar. Und so machten wir uns 20 Minuten nach der vereinbarten Zeit mit den Scooter auf den weg zur Schule. Vielleicht warten sie dort ja bereits auf uns?

Kaum hatten wir die Einfahrt des Bürogebäudes verlassen, kam uns Suresh entgegen. «Sorry, sorry, today morning wedding!» Schnell wurden unsere Taschen ins Auto verladen und wir fuhren zur Schule. Dort wurde uns eine grosse Tasse Tee aufgetischt und wir tauschten uns noch über unsere Reisepläne mit Giri aus. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie eine 5te Klasse ihr Schulzimmer verliess und sich auf den Weg zum Spielplatz machte. «Aber der ist doch gar noch nicht fertig. Die ganze Plattform ist noch nicht verschraubt und gesichert!», schoss es mir durch den Kopf. Na dann nichts wie los und die Situation genau beobachten. Doch zum Glück sind die Kinder leicht und die verwendeten Bretter schwer, sodass alles an Ort und Stelle liegen bleibt.  Die freudestrahlenden Kinderaugen liessen mich die Gefahr schnell vergessen und ich genoss denn Moment in vollen Zügen.

Nun war es definitiv Zeit auf zu brechen. Wir verabschiedeten uns von all unseren Freunden und fuhren mit Suresh in die Stadt zum Busbahnhof. Unterwegs musste ich noch Bargeld abheben, was in Indien immer wieder ein kleines Abenteuer ist.  Viele Automaten funktionieren nicht, haben kein Bargeld, akzeptieren unsere Karten nicht oder haben sehr lange Schlangen. Da Online-Banking nur wenig verbreitet ist, werden viele Transaktionen an den ATMs durchgeführt und somit dauert es immer ewig, bis die nächste Person an der Reihe ist. Immerhin sind diese Räume meist mit AC gekühlt.

Für die Busfahrt kaufen wir noch Samosa, Snacks, Wasser und Cola und machen uns dann auf die Suche nach dem richtigen Bus. Am Einfachsten steht man dazu mitten auf den Platz, schaut umher und fragt jeden Bus der Einfährt nach Trichy. So vergehen keine 10 Minuten und wir sitzen im richtigen Car. Mit einem Selfie verabschieden wir uns von Suresh und stürzen uns ins Abenteuer.

Die Busfahrt verläuft ohne grosse Zwischenfälle. Eine heftige Regenschauer kurz vor Trichy sorgt für eine kurze Abkühlung. Doch kaum scheint die Sonne wieder durch die Wolken wird es heiss und feucht. Trichy erreichen wir nicht wie geplant am nördlichen Busbahnhof sondern an der grossen Hauptstation. Aber auch das ist kein grosses Hindernis für uns. Gekonnt platzieren wir uns an der Hauptstrasse und fragen jeden Kondukteur, ob sein Bus uns ans Ziel bringt. Schon der zweite Bus ist richtig und bringt uns sicher quer durch die Stadt, durch das Gewimmel und das Chaos zu unserem Hotel.

Am nächsten Tag nutzen wir unser Wissen über das Städtische Busnetz, um günstig bis zur grossen Tempelanlage Sri Ranganatha Swamy zu gelangen. Diese dem Gott Vishnu geweihte Anlage ist eher ein Stadtviertel voller Tempel und Schreine als «nur» eine Kirche. Eher vergeichbar mit dem Dorf Einsiedeln als nur dem Kloster, denn innerhalb der ersten beine Tempelmauern pulsiert das Leben. Kleine Gassen voller Läden, Kühen, Tempeln, Menschen und natürlich Motorräder, Ochsenkarren und Rikshas. Erst die dritte und innerste Tempelmauer umschliesst einen ruhigen, spirituellen Bereich. Wir ziehen die Schuhe aus, betreten die Anlage und lassen uns von einem Guide die vielen Geschichten der Statuen, Tempeln und Säulen erklären. Doch all die Namen klingen so Fremd, dass wir sie leider ziemlich bald wieder vergessen.

Als Nicht-Hindu dürfen wir nicht jeden Raum betreten. Aber das ist auch ganz ok für uns, da wir ihre Gebete und Rituale nicht stören wollen. Doch irgendwie sind dies auch sehr skuril. Meist wirkt es so, als müssen diese so schnell und effizient wie möglich abgearbeitet werden. Die Pilger rennen fast von Schrein zu Schrein und können an einigen Orten sogar durch bezahlen schneller zum Heiligtum gelangen. Alles wirkt sehr mechanisch und überhaupt nicht spirituell und besinnlich. Aber für das Karma sind 100 Gebete hald besser als ein langes.